Der Blinddarm. Oder warum es sinnvoll ist, über den Tellerrand zu gucken.

 

Die Empörung war groß. Riesig. Ein Aufschrei. Auch bei mir. Auch ich hatte zunächst nur den Ausschnitt mitbekommen, in welchem der unsägliche Blinddarm-Vergleich aufgestellt worden war. Im Format „Bosetti will reden“ vom ZDF in der Ausgabe „Omikron – und täglich grüßt das Lockdowntier“ (https://www.zdf.de/comedy/bosetti-will-reden/211203-bosetti-will-reden-100.html), spricht Sarah Bosetti über die aktuelle Situation. Als Komikerin/ Comedian.

Bevor allerdings die Worte fallen, die den großen Aufschrei verursachten, sagt Bosetti noch so manch anderes!

Nachdem ich den Beitrag ein zweites und ein drittes Mal angesehen hatte, kamen mir Zweifel. Denn man kann alles auch ganz anders betrachten.

 

 

Wer hat denn da das Licht angemacht?

 

Bosetti beginnt ihren Beitrag sichtlich genervt, weil sie nun „Gewehr bei Fuß“ stehen soll, weil das ZDF von ihr jetzt wieder einen Beitrag haben will. Sie weiß das, weil einfach mal wieder jemand das Licht angemacht hat. Alle 2 Wochen wird das Licht angemacht und sie soll lustig sein. So ist das in ihrem ZDF-Gefängnis. Sie bittet um Verständnis, dass sie in der derzeitigen Situation nicht lustig sein kann, auch wenn es von ihr verlangt wird.

 

Hier könnte man genauso hineininterpretieren, dass sich Frau Bosetti als Erfüllungsgehilfin sieht. Eine Erfüllungsgehilfin der MSM.

 

Keine fröhlichen Themen

Sie wisse, dass sie Comedy machen solle, hier im ZDF-Comedy-Kanal, aber es würden ihr gerade keine fröhlichen Themen einfallen. Weder Breuer noch die Bund-Länder-Runde, noch potentielle Ausgangssperren noch sonst irgend etwas, was man gerade wahrnehmen könnte, wäre witzig.
Gerichtet an ihre nicht sichtbaren Auftraggeber sagt sie, dass es diesen ja egal wäre, Hauptsache sie liefert: „Hauptsache, ich rede, wenn das Licht angeht.“


Könnte man hier nicht zwischen den Worten auch eine leichte Anklage hören? Dass dem Auftraggeber unter Umständen egal ist, was gerade alles schiefläuft, Hauptsache es läuft so weiter, wie sie es wollen?

 

Den Zuschauern erklärt Bosetti, dass das ZDF sie in Dunkelheit gefangen halten würde und alle 2 Wochen verlangen würde, dass sie etwas Lustiges erzählen würde. Das wäre die wahre Bedeutung hinter dem Wort „zwangsfinanziert“.

 

 

Deprimierter Widerstand

 

Und was, wenn sie nicht will? Wird sie dann bestraft? Auch diese Frage stellt Bosetti.
Hat ja alles keinen Sinn. Deprimiert ist Bosetti aufgrund der aktuellen Lage und dass schon wieder alles so mies läuft: Live-Auftritte werden abgesagt, sie sieht keine Menschen mehr.

Viel schlimmer wäre allerdings, dass ein Bundestagswahlkampf Menschenleben kosten würde.

Sie kritisiert auch, dass eine ganze Regierung weghören würde, wenn Wissenschaftler sprechen würden und es den Plänen der Bundesregierung nicht passt.

 

Natürlich werden dann schnell die „richtigen“ Wissenschaftler gezeigt, doch die Frage bleibt im Raum!


Und das würde leider immer wieder passieren. Zwar bedient sie oberflächlich betrachtet das Narrativ „Impfen als Ausweg“, doch die Einleitung macht zumindest stutzig.

 

 

2 Jahre lang immer wieder das Gleiche

 

Sie spricht von dem mangelnden Vertrauen von Menschen, die sich lieber unerprobte Impfstoffe spritzen lassen würden als auf zugelassene Impfstoffe, die am meisten gespritzt werden, zu vertrauen.

Natürlich kann man hier der Meinung sein, sie würde das eine befürworten und das andere ablehnen. Ich stelle mir die Frage, ob man hier nicht zwischen den Zeilen genauso lesen könnte, dass sie die Frage stellt, warum man der Regierung wohl nicht mehr vertraut.

 

 

Schlechtes Drehbuch, schlechte Dramaturgie. Ein schlechter Katastrophenfilm

 

Auch diesen Vergleich bringt Bosetti. Sie vergleicht also das Geschehen mit einem Film, der nach einem Drehbuch abläuft. Und obwohl das Drehbuch schlecht ist, wird es auch in Folge 2 bis 4 immer wieder verwendet.

Bosetti: „Es ist die 4. Staffel einer Serie, die schon nach einer Staffel auserzählt war. Alles, was jetzt kommt ist wie der zweite und dritte Teil von Matrix. Völlig überflüssig. Aber hey: Der 1. Teil lief doch so gut.“

Damit es nicht so frustrierend ist, hat man in Wiederholung 4 nun jetzt zumindest einen Sündenbock, auf den man sauer sein kann. Das befriedigt viele Menschen, denn auf „Die“ im Allgemeinen kann man nicht sauer sein, und auf ein Virus auch nur bedingt.

Insofern ist die 4. Auflage des schlechten Katastrophenfilms etwas besser, denn jetzt kann man gegen Ungeimpfte hetzen.

 

Ein Drehbuch? Jetzt mit einem deklarierten Sündenbock? Interessant.

Tief im Inneren weiß Wut, wenn sie fehlgeleitet ist

 

Das wäre in Staffel 1 bis 3 der Fall gewesen. Jetzt endlich kann man die Wut auf eine ausgemachte Gruppe projizieren.

 

 

Und jetzt kommt’s

Nun wird der Teil eingeleitet, der die Gemüter so erhitzt. Meines Erachtens zu Recht.

Die Impfung ist der Heilsbringer. Wer sie nicht will, ist ein Ketzer. Wer sie nicht will, ist schuld an der Misere. Wer sie nicht will, schädigt andere.
Wer sich über die „Unwilligen“ aufregt, spaltet die Gesellschaft. Und nun folgt der Vergleich, der eben nicht mehr witzig ist, aber vielleicht auch „nur“ zum Nachdenken anregen soll:

„Ich beginne mich langsam zu fragen, ob die Spaltung der Gesellschaft wirklich etwas so Schlimmes ist? Es ist ja nicht wirklich so, dass die Gesellschaft dann in der Mitte auseinanderbrechen würde, auch wenn das gerne so dargestellt wird, weil sich ausnahmslos alle politischen Lager für die Mitte halten. Ich glaube, das nennt man Egozentrik. Die Gesellschaft würde nicht in der Mitte auseinanderbrechen, denn eigentlich sitzen die Leute, die die Gesellschaft spalten wollen, ja ziemlich weit rechts und ziemlich weit unten. (Einspieler Song: „. . . im Blinddarm der Gesellschaft. . . „) Genau. Und so ein Blinddarm ist ja jetzt nicht im strengeren Sinne essenziell für das Überleben des Gesamtkomplexes. Im Gegenteil. Immer wenn er sich entzündet, schreit er: „Hey Leute, ich bin übrigens auch noch da.“ – und nervt einfach alle. Und wehe, ihr kommentiert jetzt, dass der Blinddarm im Körper schon eine wichtige Rolle spielen würde. Das hier ist keine Biologie-Vorlesung, sondern ein mit schiefen Vergleichen gespickter Ausdruck tiefer Corona-Frustration. Wenn ihr keinen Bock darauf habt, weil ihr schon genug mit Eurem eigenen Frust zu kämpfen habt, dann macht halt das Licht aus.“

 


Licht aus

 

Und ZDF macht das Licht aus. Weil es wohl keinen Bock darauf hat, jemanden zu Wort kommen zu lassen, der ein paar neue Gedanken anregt?

 

Hoffnung erstickt

 

Die hoffnungsvollen Phrasen, die Bosetti ihren Angaben nach am Ende noch „raushauen“ wollte, die darf sie nicht mehr sagen. Die soll sie nicht mehr sagen. Das Licht ist aus.

Sie wollte eigentlich noch sagen: „Haltet durch! Es wird auch wieder besser!“

Aber sie merkt, dass das wohl unerwünscht ist.

 

Und als sie das eingesehen hat, geht das Licht wieder an.

 

So unsäglich der Vergleich war, weil leider das Wort „Blinddarm“ in einem ähnlichen Zusammenhang schon einmal verwendet wurde, so sehr ist doch auch Kritik an der GANZEN Situation zu sehen, und so sehr kann man auch sehen, dass hier bei Weitem nicht nur eine Gruppe stigmatisiert wurde. Wenn man genau hinhört. Wenn man mehrmals zuhört. Wenn man des Zuhörens willig ist.
Ich brauchte dafür auch einen zweiten Anlauf. Ich gestehe.

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