Mit Tauben Schach spielen
Man kennt den Spruch: „Mit dummen Menschen zu
streiten ist wie mit einer Taube Schach zu spielen. Egal wie gut man spielt, die
Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als
hätte sie gewonnen.“
(Herkunft? Unbekannt)
Aber wer ist die Taube?
Zunächst möchte man zustimmen, weil sich jede Person schon
mindestens einmal im Leben in einer solchen Situation befunden hat. Egal welche
Argumente man vorbrachte, egal wie gut man diese belegen konnte, egal welche
verlässlichen Quellen man anführte, es führte kein Weg zur Einsicht. Die Taube
hat Recht und man selbst hat unrecht. Zum Mäusemelken. Aber lassen wir diese possierlichen
Tierchen aus dem Spiel, sonst fühlen wir uns noch wie im Zoo.
Aus Gründen der Fairness muss man aber auch die Möglichkeit
zu bedenken geben, dass man selbst aus der Sicht der schachspielenden Taube/ des
tauben Schachspielers vielleicht die Taube ist. Denn auch diese Person ist ja
der festen Überzeugung, Recht zu haben. Auch diese Person hält uns und unsere
Argumente für dumm/fadenscheinig/nicht belegbar/falsch.
Vielleicht erlagen also 2 Tauben der Illusion sie
könnten/würden Schach spielen?
Warum überhaupt streiten?
Ein Streit ist eine heftige Auseinandersetzung mit einem
persönlichen Gegner mit oft erregten Erörterungen, hitzigen Wortwechseln und
manchmal sogar Handgreiflichkeiten.
Braucht kein Mensch, will kein Mensch. Kann
weg.
Ersetzt man das Wort „Streit“ mit dem Wort „Meinungsverschiedenheit“
kann man das Ganze gelassener sehen. Eine Person hat eine Meinung, eine andere
Person eine andere. Je weniger einem die jeweils andere Person bedeutet und je
weniger die Meinung der anderen Person das eigene Leben und die eigenen
Wertevorstellungen tangiert, umso eher kann man eine (persönlich als falsch
eingeschätzte) Meinung auch stehenlassen.
Man streitet also nur, wenn es die inneren Überzeugungen
massiv verletzt, gegen das eigene Wertesystem geht, einen persönlich
einschränkt oder die andere Person einem etwas bedeutet.
Streite ich um meiner selbst willen oder um mächtiger zu
sein, oder ist es nicht einfach geschickt, nachzugeben und den anderen mit
seinen Überzeugungen leben zu lassen?
Definition „umwerfend“
Eine Taube, die Schachfiguren umwirft, macht es sich leicht.
Und? Muss man es sich immer schwer machen?
Wenn die Person so in ihrer eigenen Welt lebt und sich in
dieser gut zurechtfindet, so geht es eine andere Person doch nichts an, wenn
dieses Weltbild auf Illusionen und Fehlinformationen aufgebaut ist. Vor allem
dann nicht, wenn diese Fehlinformationen nur zum Nachteil der anderen Person
gereichen und das eigene Wertesystem nicht tangieren, also auch bei der zweiten
Partei der Tauben/Schachspieler nicht zu einem intrapersonellen Konflikt führen.
Es ist auf alle Fälle der bequemere Weg und manche Menschen
lieben eben Bequemlichkeit.
Manche Situationen sind einfach beschissen
Auch hier hat die Taube Recht, das muss man ihr lassen. Manche
Situationen sind einfach beschissen. Und wer setzt sich schon gerne länger als
irgendwie notwendig mit Exkrementen auseinander. Also einfach stehenlassen.
Stolz ist auch nicht die schlechteste Eigenschaft
Mit sich selbst im Reinen sein und sich in der eigenen Lebenslage
stolz bewegen zu können ist eine Form des Selbstschutzes. Das muss man akzeptieren
können.
So lange damit keine andere Person geschädigt wird, ist es
zwar eine Herausforderung, aber es kann funktionieren.
Schluss mit lustig
Bei Auseinandersetzungen, Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten
müssen wir uns also fragen, ob es uns nicht nur selbst darum geht, Recht zu behalten,
es aber die Welt nicht verbessern würde, wenn dem so wäre, oder ob es unsere
Pflicht ist, den Mund aufzumachen, weil ein umfassendes Wertesystem in Frage
gestellt wird, Moralvorstellungen über Bord geworfen werden und ein Dulden der Situation
zu einem schwerwiegenden intrapersonellen ethischen Konflikt führen würde? Ist Letzteres
der Fall, so müssen wir den Mund aufmachen. Ist dies nicht der Fall, darf man
den Tauben beim Schach spielen auch mal zusehen.
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