Eigener Hände Werk

 

Letzte Woche gab es keinen Blogeintrag und diese Woche kommt er auch spät. Ja ja, kaum dass die Maßnahmen gelockert werden, hat frau wohl nichts mehr, worüber sie schimpfen und meckern kann. Weit gefehlt. Zum einen halte ich das, was im Moment betrieben wird für Augenwischerei, zum anderen hatte ich Anderes (Besseres?) zu tun und dennoch stand mein Kopf währenddessen nicht still. Umbauen, Renovieren, neugestalten und am Ende die Ergebnisse sehen, kann so viel mehr als nur Heimwerken sein.

 

Empty nest

Unsere Große ist vor 2 Wochen ausgezogen. Fühle ich mich jetzt nutzlos? Jammere ich dem Kind hinterher? Nein. Es ist ein normaler Weg und ich bin stolz auf unsere Tochter. Sie macht das schon. Im Zuge des Umzugs war renovieren, umgestalten und helfen in der ersten eigenen Wohnung notwendig und selbstverständlich. Dann sofort das leere Zimmer in Angriff nehmen, fühlte sich falsch an. Aber jetzt war man doch schon so schön im Arbeitsmodus drin. Also machten wir uns ans Wohnzimmer.

 

Low budget und sinnlos

Eigentlich ist dafür gar kein Geld da. Und wenn morgen die Welt einstürzt oder irgendein Depp den roten Knopf betätigt, dann war alles umsonst. Ausreden gibt es viele. Und wenn schon. In Ermangelung von Geld haben wir also (mal wieder) alles selbst gemacht und alles, was schon da war wieder verwendet. Nur in schöner. Upcycling nennt man das Neudeutsch.

So wurden Ideen im gemeinsamen Brainstorming zusammengetragen. Das Gefühl, selbst etwas verändern zu können, das Gefühl etwas zu wollen und es selbst bewerkstelligen zu können, hatte ich schon fast vergessen. Handarbeit und Handwerk mit sichtbarem Lohn kann so viel Spaß machen und hinterlässt ein gutes Gefühl. Gerade wenn ich diese Ergebnisse mit meinen fruchtlosen und unbeantworteten offenen Briefen an diverse Politiker (m, w, d) vergleiche, ist das so viel befriedigender.

 

Ausmisten

Vor der Neugestaltung kommt das Ausmisten. Belastendes entfernen, Ballast abwerfen, Platz schaffen. Auch hier stellen die sichtbaren Ergebnisse zufrieden. Wenn es doch im Kopf auch immer so einfach ginge. Doch im Kopf sind viele Gedanken wie Staub: Man muss sie immer wieder entfernen.

 

Ausgerechnet an Ostern

Nimm‘ dir doch mal frei. Es ist doch Ostern. Freinehmen fühlt sich immer schon nutzlos an und welche Zeit wäre besser geeignet als Ostern, das Fest der Auferstehung?. Die erblühende Natur, die Sonne, die Wärme und der Gedanke daran, dass es Hoffnung gibt, dass nicht alles zugrunde gehen muss, dass man Dinge wiederbeleben kann. Insofern war Ostern eine gute Zeit.

 

Zwangspausen

Doch eigentlich war Ostern schon verplant. Der Alltag läuft an jedem Wochentag normal weiter. Die Kurse finden statt, das Büro macht auch keine Pause. Also muss man die Zusatzarbeiten „dazwischen packen“. Und wie dankbar war ich für die durch den Alltag verordneten Zwangspausen. Raus aus dem Chaos, welches sich hoffentlich in Wohlgefallen transformiert, rein ins Studio oder Büro und etwas tun, was man schon kennt, was man liebt und bei dem man etwas routinierter vorgehen kann als beim Bau und Polstern einer neuen Couch.

 

Party

Und dann war da ja noch die lang angekündigte Geburtstagsfeier meines Sohnes am Ostersamstag. Die Gäste können nicht im Chaos feiern. Also muss das Wohnzimmer bis dahin zumindest halb präsentabel sein. Wie es kommen 18 Gäste? Und das im frisch gestrichenen Wohnzimmer: Der Spießermodus drohte sich breitzumachen. Lange Rede kurzer Sinn: Es war eine einfach coole Party und wir, die Eltern, durften nicht nur, sondern sollten mitfeiern. Ein weiterer Akt der Auferstehung: Singen, Tanzen, lachen, shakern, trinken. Vollkommen ungezwungen, vollkommen normal. So wie „früher“.

 

Teamwork

Als ob es der Vergleich nicht genug gewesen wären, genoss ich auch ein weiteres Mal die gute Teamarbeit. Es gibt Dinge, die kann mein Mann. Er ist vom Fach. Und es gibt Sachen, die mache ich. Beispiel Couch. Die neue Couch ist komplett im Eigenbau entstanden. Mein Mann hat sich um die Konstruktion gekümmert, ich mich um die Polster, die Bespannung und die Optik. Zusammen haben wir etwas geschaffen, was uns beiden gefällt.

 

Keine Zeit für social media

Und weil man ein Projekt vor Augen hat und weil die Hände arbeiten müssen und weil man etwas fertigstellen möchte, bleibt einfach keine Zeit. Keine Zeit für Sorgen, keine Zeit für C-Themen und verblendete Politiker, keine Zeit für Angst. Man hat ein eigenes kleines Ziel vor Augen und man arbeitet, bis man es erreicht hat.

 

Es war ein Kopfurlaub mit sichtbaren Ergebnissen. Dabei ist es gar nicht wichtig, ob alles richtig gemacht wurde, ob das Ergebnis anderen Personen gefällt, ob man damit „gut“ dasteht.

 

Was nehme ich also von Ostern 2022 mit: Ein neues Wohnzimmer und viel Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Kreativität und unser Teamwork. Freude über unsere Familie. Spaß an der Arbeit und den Zusammenhalt. Die Rückkehr einer gewissen Unbekümmertheit (für einen Abend) und ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit.

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