Wenn Gier die Ethik schlägt
Jeder Unternehmer (m,w,d) kann selbst entscheiden, ob er in seiner Lokalität die 2G oder die 3G Regel umsetzt. Dieses Zugeständnis an Freiheit in Zeiten in denen gesunde Menschen alle 24 Stunden beweisen müssen, dass sie gesund sind, ist sehr freundlich. Während durch Injektion privilegierte Menschen andere Menschen nach Lust und Laune anstecken dürfen, ist es einigen Personen nicht gestattet, bestimmte Orte zu betreten, selbst wenn, oder gerade weil sie beweisen können, dass sie gesund sind. Sie sind injektions-minderbemittelt, Menschen zweiter Klasse, unterprivilegiert, Störer und Volksgefährder.
Feigheit getarnt als Freiheitszugeständnis
Meines Erachtens überlässt die Politik die Entscheidung nur deshalb den Unternehmern, weil sie im Falle des Falles, dass auch diese Regel rechts- und verfassungswidrig sein könnte, nicht zur Rechenschaft gezogen werden möchte. Wegducken.
Gewissensfrage
Die Unternehmer (m,w,d) müssen nun entscheiden, was ihnen wichtiger ist: Ehre, Anstand, eine freiheitlich-gerechte Ordnung, die Menschenwürde zu schätzen weiß, oder Geld.
Geld natürlich, denn vom Rest kann man nicht satt werden.
Stimmt auch.
Im Buch „Nirgendwo ist Poenichen“ von Christine Brückner sagt die Hauptprotagonistin, die sich als flüchtende Mutter allein durch die Kriegswirren schlagen muss, oft, dass man sich eine Haltung leisten können müsse.
Eine Haltung muss man sich leisten können
Auch das stimmt und ist nachvollziehbar. Sie wirft im Verlauf der Trilogie das ein oder andere Mal ihre Überzeugungen über Bord, um sich bzw. ihre Kinder zu retten, geht oftmals den Weg des kleineren Übels. Sie ist sich dessen bewusst. Überleben steht hier an erster Stelle.
An diesem Punkt sind wir, glaube ich, noch nicht.
Belogen, betrogen und blindlings folgend
Der Staat versprach Hilfen und verlangt diese wieder zurück. Der Staat versprach, ein zweiter Lockdown würde verhindert werden und zwang einige Branchen über 7 Monate geschlossen zu halten. Die Gastronomie und die Veranstaltungsbranche wurden schwer gebeutelt. Es ist empathisch nachzuvollziehen, dass man jetzt alles nachholen möchte, was man nicht erwirtschaften konnte. Das geht eben auf Kosten der Unterprivilegierten. Ein schlechtes Gewissen muss man dabei nicht haben, denn die unsolidarischen Trotzköpfe der Gesellschaft wären ja selbst schuld. Verantwortungsverschiebung par excellence.
Kann ich mir eine Haltung leisten?
Ich habe leicht reden: Die Frage 2G oder 3G stellt sich aus mehreren Gründen in unserem Studio nicht. Zum einen, weil ich es nicht möchte, zum anderen, weil es mir auch gar nichts bringen würde, denn die Abstände, die aufgrund der Sportarten für ein gesundheitsorientiertes Training, welches ohne Gefahr ausgeübt werden kann, vorhanden sein müssen, sind C-unabhängig.
Von Würde wird man nicht satt
Ich kann also nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn ich eine Wahl hätte. Aus diesem Grund will ich nicht urteilen. Erbärmlich, dass man so weit kommen kann, finde ich es dennoch.
Gier, die Ethik schlägt, ausgetragen auf den neuen Sündenböcken der Gesellschaft, die vor kurzer Zeit noch sagte, dass die Würde des Menschen unantastbar wäre.
Wie widerlich!
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