Die unendliche Geschichte...

 

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ist kein Kinderbuch. Für mich persönlich stellt das Buch die universellste Frage überhaupt: „Was willst Du?“ Es geht um zwei Welten, die ohneeinander nicht sein können und die kranken. Um die reale Welt zu retten, muss auch die Phantasiewelt gerettet werden. Der Retter, der nach Phantasien kommt, wird mit einem Amulett belohnt, welches ihm Macht und Freiheit offeriert: „Tu was Du willst.“ – Damit ist allerdings nicht gemeint, tun und lassen zu können, was man gerade möchte, wonach einem der Sinn steht und sich allen Gelüsten hinzugeben, sondern zu erkennen, was man wirklich möchte. Für jeden Wunsch, den man sich (leichtfertig) erfüllt, verliert man eine Erinnerung an sein Leben. Doch nur mit der Erinnerung kann man in sein reales Leben zurückkehren. Und man muss zurückkehren, denn der Aufenthalt in Phantasien ist nicht für ewig bestimmt.

Wenn die Welt krankt

Wenn ein Mensch oder die Gesellschaft krankt, dann kann man Symptome bekämpfen, oder den Ursachen auf den Grund gehen. Beides hat eine Berechtigung und vieles ist zeitabhängig. In Akutsituationen möchte man, dass der Schmerz nachlässt. Später kann man sich immer noch fragen, warum der Schmerz überhaupt entstanden ist. Das Verhalten, welches zur Bekämpfung einer Krankheit gewählt wird, ist somit auch immer in Abhängigkeit des Zeitpunkts zu sehen. Zunächst möchte ich einfach, dass die quälenden und bohrenden Kopfschmerzen nachlassen und verschwinden, danach kann ich mir immer noch Gedanken darüber machen, ob ich einen Kater hatte oder mein Leben von Grund auf zu bedrückend ist.

 

Auswirkungen in alle Bereiche

Wenn die Menschen leer und stumpf werden, so krankt Phantasien. Stirbt Phantasien, so werden die Menschen immer leerer und sind am Ende nur noch leblose Hüllen. Die Krankheit eines Bereichs wirkt sich also auf den anderen Bereich aus und umgekehrt. Kein Bereich kann getrennt von dem anderen betrachtet werden, bei keiner Maßnahme, die ergriffen wird – nicht einmal in einem Phantasieroman.

 

Die Zeit, die ins Land geht

Es dauert im Roman eine ganze Zeit lang, bis der Protagonist Bastian Balthasar Bux bemerkt, dass er angesprochen ist, dass er gemeint ist, dass er etwas tun muss. Als Leser wird man an manchen Stellen schon ungeduldig und versteht nicht, wie er die Augen so lange davor verschließen kann. Die Zerstörung schreitet immer weiter voran, und er kapiert einfach nicht, dass sein Handeln erforderlich ist. Das kann doch nicht sein.

 

Endlich angekommen

Als sich Bastian endlich seiner Aufgabe stellt und in Phantasien landet, wird er als Retter mit einem Amulett belohnt. Auf diesem Amulett „Auryn“ kann man den Satz „Tu, was Du willst.“ – lesen.
Bastian darf seiner Phantasie freien Lauf lassen, ja muss es sogar tun, um die Wunden von Phantasien zu heilen und Neues zu erschaffen. Schaffenskraft, Macht und Freiheit, alles tun zu können, was man gerade will – was für verlockende Aussichten.

 

Machtrausch und das Vergessen

Und durch die Phantasien, die Bastian auslebt, wird Phantasien geheilt. Doch selbst ein Kind ist nicht gefeit vor den Versuchungen grenzenloser Macht. Bastian verändert sich. Er erkennt die Macht, die er nun innehat und nutzt sie immer schamloser aus.

Was er nicht weiß und zu Beginn auch nicht ahnt, ist, dass er mit jedem Wunsch, den er sich erfüllt, eine Erinnerung an seine eigentliche Welt, an sein eigentliches Leben, an seine Familie verliert. Er vergisst.

 

Dies scheint zunächst nicht weiter besorgniserregend, ist es doch schön in Phantasien und scheint es doch keinen Grund zu geben, jemals wieder in sein altes Leben zurückkehren zu müssen. Er will es zu Beginn auch nicht, denn dort war er ein Außenseiter, der gehänselt wurde. Einfluss und Macht waren dort Fremdworte für ihn.

 

Der Weg zurück

Doch er muss zurück, denn sonst droht auch die eigentliche, die reale Welt zu erkranken und zu sterben. Er würde nicht nur seine Erinnerung und auch sich selbst verlieren, irgendwann wäre seine Erinnerung aufgebraucht und somit auch seine Kreativität für das Land Phantasien. Die Gefahr, dass alles wieder von vorne beginnen würde, ist allgegenwärtig. Eine unendliche Geschichte eben.
Nur mit der Erinnerung an sein früheres Leben kann er zurückkehren. Eine einzige Erinnerung muss bleiben, sonst ist der Weg zurück für immer verbaut und verloren.

 

Fast zu spät

Bastian erkennt sehr spät, fast schon zu spät, dass er durch sein hemmungsloses Tun seinen Charakter zum Schlechten verändert und seine Beziehung zur Realität verliert. Er wird arrogant, selbstherrlich und überheblich.
Für andere da zu sein, zum Nutzen anderer zu handeln, mitfühlend und sinnvoll zu agieren, das scheint ihm am Ende nicht mehr wichtig, schließlich muss er niemanden Rechenschaft ablegen, hat ein Amulett, welches ihm und allen anderen zeigt, dass er die Macht hat. Er kann ja tun, was er will.

 

Tu, was Du willst

Mit der Botschaft der absoluten Freiheit und Macht ist allerdings viel mehr gemeint, als nur das zu tun, wonach einem der Sinn steht, weil man es eben gerade kann. Vielmehr soll man den innigsten wirklich und wahrhaftigen Wunsch erkennen und finden, der einen leitet.

Der EINE Wunsch, der Sinn des Lebens soll gefunden, nicht enthemmte Macht ausgelebt werden, die gierig und unersättlich befriedigt werden will.

 

Nur ein Märchen

Das Motiv ist natürlich nicht neu und dieses Buch ein Phantasieroman, ein Märchen. Wirklich?

Wenn ich mir unsere Zeit heute ansehe, dann finde ich leider einige Parallelen. Menschen, die etwas tun, einfach, weil sie es können.

Symptome, die bekämpft werden, ohne nach den Ursachen zu suchen. Maßnahmen, die ergriffen werden, ohne sich um die Auswirkungen auf andere Lebensbereiche zu kümmern.

 

Später ist früher

Ich denke, auch wir müssen irgendwann wieder zurück. Wir wollen doch mit unseren Mitmenschen auch „später“ noch in Frieden zusammenleben. Wir wollen später, wenn wir zurückgekehrt sind, weder der sein, der denunziert wurde, noch der, der denunziert hat, weil der andere keine Maske trug, oder sich mit Freunden im Garten getroffen hat.

Je mehr wir die Erinnerung an unser „früheres“ Leben mit jeder neuen Maßnahme und Regel vergessen und aufgeben, umso schwerer wird der Rückweg werden.

Lassen wir es nicht zu spät werden.

 

 

Buch: Michael Ende – „Die unendliche Geschichte“
Auryn, das Amulett aus dem gleichnamigen Buch

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