Wechselbald der Gefühle

Wechselbad der Gefühle

 

Alles halb so wild. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. Du kommst da schon durch. Du musst die Angriffe einfach nicht persönlich nehmen. Menschen dürfen doch unterschiedliche Meinungen haben
Das ist die eine Stimme, die zu mir spricht. Dann gibt es auch noch die andere Stimme, die mir sagt: „Wie konnte es nur so weit kommen? Irgendwie kommt mir das vor wie ein Riesenexperiment. Morgen wache ich auf und stelle fest, dass alles nur ein böser Traum war. Wie können Menschen nur so heuchlerisch sein? Warum wehrt sich niemand gegen den Raubbau an der Demokratie? Warum versandet jede Gegeninitiative? Wie kann man nur so werden, so sein, so bleiben?
Und dann werde ich traurig. Sehr traurig. Und ich habe Angst.

 

Fairness

Wer anständig ist, eine gerechte und ehrliche Haltung gegenüber anderen Menschen/Lebewesen einnimmt, der handelt fair. Fairness ist eine ethische und moralische Grundvoraussetzung in einem gesitteten, gesellschaftlichen Miteinander. Nicht alle Menschen sind fair, sonst gäbe es keine Verbrechen. Schon klar. Aber es gibt ein paar Menschen, von denen erwarte ich Fairness, mehr noch als von anderen. Ich erwarte von Menschen, die von Berufs wegen das Leben anderer beeinflussen und mitbestimmen, dass sie fair sind und fair handeln. Dass Fairness dabei immer auch gewissen Interpretationsmöglichkeiten unterliegt, ist mir klar.

 

Wenn ich allerdings die Minimalerfordernisse für mich nennen müsste, dann wären es Folgende:

·      Nichts verschweigen, was für den anderen wichtig sein könnte.

·      Höflich bleiben und niemanden in eine Schublade stecken, außer er positioniert sich selbst dort.

·      Immer auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ich falsch liegen könnte und das auch offen zugeben.

·      Fehler zugeben und versuchen, diese wieder zu beheben.

 

 

Verständnis

Ich habe Verständnis dafür, dass die oben genannten Punkte harte Arbeit bedeuten, für die man nicht immer die Kraft hat. Ich weiß, dass es niemandem Spaß macht, Fehler einzugestehen. Es ist keine Lieblingstätigkeit, die Folgen der selbst verschuldeten Fehler zu betrachten und einen Aus- oder Rückweg zu suchen.
Ich kann auch nachvollziehen, dass manche Diskussion oder Verhandlung viel schneller beendet ist, wenn man nicht alles, was für den anderen wichtig oder interessant sein könnte, anführt.

Der Impuls, auf Angriffe, Beleidigungen, Diffamierungen mit einer Tirade von Beleidigungen, Diffamierungen, Gegenangriffen und Schimpfworten zu reagieren, ist nachvollziehbar. Verständlich, aber nicht gut.

Ja, das kann ich verstehen, aber ich halte es für ein Verhalten, welches nur Kleinkinder relativ frei zeigen können und dürfen. Bei Kleinkindern geht man davon aus, dass sie noch nicht sozialisiert wurden.

 

Keine Freiheit

Freiheit beginnt im Kopf. Im Kopf sind wir alle nicht (mehr) frei. Ganz gleich welche Theorien für die einzelne Person eher nachvollziehbar und plausibel erscheinen, wir sind nicht frei. Wir leben in einer Zeit in der die Wahrscheinlichkeit, etwas falsch zu machen, höher ist, als sich richtig zu verhalten.
Freiheit heißt nicht, alles tun zu dürfen, was man will. Freiheit heißt für mich auch, dass nicht alles falsch ist, was man tut oder lässt. Aber das Gegenteil ist der Fall.

 

Alles, was ich mache, ist in den Augen von irgendwelchen Personen falsch. Geimpft? Was für eine dumme Entscheidung in den Augen der einen Gruppe. Ungeimpft? Was für eine egozentrische und zutiefst verachtenswerte Verhaltensweise in den Augen der anderen. 3G – unsolidarisch den Geimpften gegenüber. 2G – unsolidarisch den Ungeimpften gegenüber. Ständiges Desinfizieren – schlecht für den Säureschutzmantel der Haut. Dieser wird zerstört. Bakterien und Viren können so über die Haut leichter eindringen. Vergessen, die Hände zu desinfizieren? Bestimmt verseuche ich jetzt wie König Midas alles, was ich berühre. Unrein.
Der Personalausweis, den ich von jeher mitführen muss, wurde und wird höchst selten kontrolliert. Der Statusnachweis immer.

 

Panikattacken

Regeln müssen befolgt werden, sie existieren ja (eigentlich) nicht zum Spaß.

Und obwohl ich hier ein fast schon zwanghaftes Verhalten an den Tag lege, was beispielsweise das Einhalten des Hygienekonzepts betrifft, weiß ich, dass ich nicht perfekt bin.

Und die Angst vor „Entdeckung“ fährt mit. Eine Person betritt das Studio ohne Maske! Oh je, wenn das jemand gesehen hat?
Ich habe vergessen, einen Lichtschalter zu desinfizieren, und morgen kommt bestimmt jemand und nimmt Abstriche von allen Flächen in meinem Studio. Zwei Menschen unterhalten sich und unterschreiten den Abstand bzw. treten gemeinsam ohne Abstand ins Studio ein. Oh je, wenn das jemand gesehen hat? Ich muss husten. Mein Test ist negativ. Was, wenn dieser falsch negativ ist? Ich checke die Statusnachweise, aber ich scanne den QR-Code nicht ein. Wenn man es also genau nimmt, überprüfe ich es nicht vorschriftsmäßig, bin nicht verantwortungsvoll, mache auch hier schon wieder Fehler.

Ich bin in Gänze unzulänglich

 

Der Esel und die Karotte

Der Silberstreif am Horizont bemisst sich in Zahlen. Nicht genug, dass man in wichtigen Kreisen, die Entscheidungen über unser Alltag und Leben treffen, allem Anschein nach nicht zählen kann, nein – man wischt heute vom Tisch, was man gestern gesagt hatte.

Freedom Day? Vor ein paar Tagen schien es so, als ob auch wir (neben Dänemark, Schweden, England und ein paar anderen Ländern) uns endlich auf der Zielgeraden befinden würden, da kann man lesen, dass die Regierung der Meinung ist, man wäre noch lange nicht dort, wo man hinwolle. Wo wollen wir denn hin? Ach so, das wird uns nicht gesagt. Ja dann.
Lieber Esel, siehst du die Karotte? Laufe ihr weiter hinterher, so lange, bis du sie erreichst, oder zusammenbrichst, weil du einfach nicht mehr kannst. Wir wissen sogar, was eher eintreten wird, aber wir sagen es dir nicht.

 

Die Augen vor den (falschen) Zahlen verschließen

Impfquote höher als gedacht? Todeszahlen niedriger? Keine Übersterblichkeit im Jahr 2020. 2021 sieht es anders aus. Komisch. Kinder, die krank werden, weil ihnen die sozialen Kontakte fehlten und ihr Immunsystem träge geworden ist, Ausgangsbeschränkungen, die verfassungswidrig waren. Mag ja sein, aber wir gucken da einfach nicht hin und überlegen uns stattdessen, was wir noch so finden und erfinden können, um die Menschen unter Druck zu setzen.

 

Narben werden bleiben

Eine Hebammenweisheit besagt, dass die Zeit, die ein Bauch brauchte, um in der Schwangerschaft zu wachsen gleich der Zeitspanne ist, die der Bauch braucht, um sich wieder vollkommen zurückzubilden.

Im Konfliktmanagement findet sich eine ähnliche Binsenweisheit. Hat es 2 Jahre gedauert, bis das reinigende Konfliktgespräch oder -gewitter kam, so wird man dennoch nicht ab morgen wieder „normal“ zusammenarbeiten können. Es wird nahezu 2 Jahre dauern, bis man die Schmähungen, Verletzungen, Attacken und Kämpfe vergessen/vergeben/verstaut hat.

 

Trotz oder Diamanten

Druck erzeugt Gegendruck. Druck führt zu Trotz, ganz gleich wie alt das Gegenüber ist.

Unter Druck können auch Diamanten entstehen. Im Moment weiß ich nicht, was eher der Fall sein wird. Werden wir später viele schillernde Diamanten sehen, oder wird die Welt voll von gebrochenen Persönlichkeiten sein?

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