In dubio pro reo

 

In dubio pro reo? Leider zu viele Gegenbeweise

Viel ist vom Latein-Unterricht, durch den ich mich 7 Jahre quälte, nicht hängengeblieben. Und für diesen Spruch muss man auch kein Latein gelernt haben. „Im Zweifel für den Angeklagten“ – als grundsätzliches Prinzip der Fairness.

Sollte auch auf beiden Seiten gelten. Ich klage in letzter Zeit sehr häufig verbal das Verhalten der Bundesregierung an. Ich empfinde vieles nicht mehr als verhältnismäßig und ich warte immer noch auf die Beweise, auf denen die Ausführung der Maßnahmen fußen muss (evidenzbasiert). Bisher ist das alles vergeblich. Was aber spricht für die Angeklagten?

 

 

Ich weiß nicht, wie man sich richtig verhält, ich war noch nie in einer solchen Situation

Niemand kann von einer Person verlangen, dass sie sich in einer neuartigen Situation sofort komplett richtig verhält. Da es keine Vergleichsmomente gibt und keinen Fahrplan, an den man sich halten kann, ist es natürlich, dass Fehler passieren, die erst im Nachgang als Fehler erkennbar werden. Das kann man niemandem zum Vorwurf machen.

 

Souveränes Auftreten

Allerdings gehört für mich persönlich eine Verhaltenskomponente dazu, die ich mehr und mehr vermisse: Die Fähigkeit, die Wahrscheinlichkeit eines fehlerhaften Verhaltens einzuberechnen und dann gegebenenfalls den Kurs zu korrigieren.

Ein Fehler ist kein Fehler, solange man ihn nicht zweimal macht.

 

Wahnsinn

Die Definition von Wahnsinn lautet, immer wieder das exakt gleiche zu tun und dabei ein anderes Ergebnis zu erwarten. Wenn ich schon zweimal mit dem Kopf gegen die Wand gerannt bin, um im wahrsten Sinne des Wortes einen „Durchbruch“ zu erzielen, mein Kopf nun blutet und brummt, meine Stirn ramponiert ist und ich keine Kraft mehr habe, dann werde ich wohl nicht ein drittes Mal gegen die Wand laufen. Eigentlich.

Und selbst wenn ich dieses Verhalten für mich selbst beschließe, so kann ich es nicht von anderen verlangen.

 

NO-GOS

Was es mir persönlich zunehmend schwerer macht, den Satz „Im Zweifel für den Angeklagten“ anzuwenden, ist die Sturheit, die Borniertheit und die sagenhafte Ignoranz, mit der der Weg weiter gegangen wird.

  • Wie viele Menschen sind denn nun wirklich geimpft? Sie wissen es nicht.
  • Welche Maßnahmen haben gewirkt? Sie wissen es nicht.
  • Waren die Lockdowns sinnvoll? Sie wissen es nicht.
  • Die STIKO empfiehlt die Impfung für Kinder nicht. Sie wollen es trotzdem
  • Sollte man die Toten (an oder mit Corona verstorben, an oder mit der Impfung verstorben) obduzieren? Nein, da gucken wir lieber nicht hin.

 

Und dann kommt der Trotz noch dazu

Ja, ich gebe zu, die nächsten Zeilen sind trotzerfüllt. Wieso sollte ich „ihnen“ noch glauben?

Sie hören mir nicht zu, sie lassen keine anderen Experten gelten als die, die sie für gut erachten, kritische Stimmen werden überhört, ignoriert und – ja leider – zensiert.
Sie sprechen zuerst davon, dass es keine Grundrechtseinschränkungen gibt und dann davon, dass man mit einer Impfung die Grundrechte, die sie ja angeblich gar nicht weggenommen hätten, wieder zurückbekommen könne.

 

Der Linie treu bleiben

Linientreu ist ein seltsames Wort. Es kann für Geradlinigkeit stehen, aber auch für stumpfen Gehorsam. Verlässlichkeit gefällt mir hier besser. Aber leider zeichnet sich die Bundesregierung seit 1,5 Jahren dadurch aus, dass man sich nur darauf verlassen kann, dass man sich auf nichts mehr verlassen kann.

  • Wenn die Verdopplungszeit über 10 Tagen liegt, dann können wir die Maßnahmen lockern.
  • Wenn die vulnerable Personengruppe geschützt ist, dann können wir lockern.
  • Wenn alle ein gutes Hygienekonzept haben, dann können wir lockern.
  • Wenn wir uns alle an die AHA-L Regeln halten, dann können wir lockern.
  • Es wird keinen zweiten Lockdown geben.
  • Wenn allen ein Impfangebot gemacht wurde, müssen alle Maßnahmen aufgehoben werden.
  • Es wird keine Impfpflicht geben (auch nicht durch die Hintertür?).
  • Kinder und Jugendliche gehören nicht zur gefährdeten Personengruppe.
  • Mit dem Wissen von heute müssten wir keine Geschäfte und Friseure mehr zumachen (Aussage vor dem 2. Lockdown)
  •  .

 

Das sind nur einige der Aussagen, die exakt so getroffen wurden, nachzulesen sind und woran man glauben wollte.

Leider wurde ein bisschen zu oft gelogen und betrogen. Es wurden genügend Beweise geliefert, nach Indizien muss man nicht mehr suchen. Und wenn Beweise vorhanden sind, dann gibt es auch kein „in dubio pro reo“ mehr.

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