Respektvolle Gleichgültigkeit

 

schwarz ist gestrichen

Ja natürlich geht es um die Diskussion um das Wort „Schwarzfahren“.
Erst vor Kurzem habe ich wieder einige Chansons der Sängerin Alexandra gehört, die mit ihrem Lied „schwarze Engel“ bereits im Jahr 1968 auf den Missstand aufmerksam machte, dass alle Engel immer nur als weiße Wesen dargestellt werden würden und dass man das doch auch anders malen müsste, da Menschen unterschiedliche Hautfarben hätten und somit auch die Engel ganz unterschiedlich wären

https://youtu.be/4gPbHK1ix0k

 

Echter Respekt, echte Diversität kann Dinge stehen lassen, aber davon scheinen wir uns mehr und mehr zu entfernen.

 

 

Gleichmacherei ist respektlos

Diversifikation kann niemals Gleichmacherei sein, das ist ein Widerspruch in sich. Männer sind anders, Frauen auch und bzw. umgekehrt und alle Personen, die sich hier nicht einordnen können, sind wiederum besonders. Das ist das Bunte, das Schöne, das Vielfältige. Ein Hund ist anders als eine Katze und eine Wüstenrennmaus hat wieder andere Bedürfnisse. Und wehe, es wird jetzt der Einwand gebracht, dass es sich hier ja „nur“ um Tiere handeln würde.

 

Es ist mir egal

Es ist mir egal, ob jemand schwarz oder weiß, gelb oder rot, Mann oder Frau, Wesen oder Tier oder Pflanze ist. Ich begegne den Lebewesen (meistens) höflich, freundlich, neugierig und mit Respekt. Ich spreche sogar mit meinen Pflanzen, die es jetzt nun schon Jahre mit mir im Studio aushalten und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Das Verhalten lege ich so lange an den Tag, bis mich etwas am Verhalten des Gegenübers stört. Ich schimpfe über die blöden Brombeerdornen, ich verbitte mir als „Tussi“ bezeichnet zu werden und ich meide Menschen, deren Philosophie nicht zu meinen Werteüberzeugungen passt. Deswegen töte ich nicht gleich die Brombeerpflanze und trete keinen kläffenden Köter, esse aber dennoch Fleisch.

 

Ungefragt zur Seite springen

Ich erinnere mich an einen Dozentenkollegen, der sich das Etikett „Verfechter des Feminismus“ angeeignet hatte. Das musste er nicht sagen, das merkte man, wenn man auch nur einmal mit ihm unterwegs war. Ein Mann ließ einer Dame den Vortritt? Wie ungezogen! Somit weist er sie doch darauf hin, dass sie defizitär wäre und man besondere Rücksicht auf sie nehmen müsse. Ein Mann öffnet der Frau die Autotür? Als ob sie das nicht selbst könnte.

Selbst diskutieren konnte man als Frau nicht, ohne dass die Person einem ungefragt zur Seite sprang. Er konnte erklären, wie meine weibliche Denkweise ist und wie man Frauen sinnvoll respektieren müsse, damit der Feminismus lebendig ist und bleibt. Und er fühlte sich toll dabei.

 

Als ich ihm die Rückmeldung gab, dass er mit seinem gesamten Verhalten den Wunsch nach echter Anerkennung und Respekt kaputtmachen würde und dass er es bitte mir überlassen solle, ob ich kokett gerne die schmeichelnde Höflichkeit eines anderen (eventuell sogar männlichen Wesens) über mich ergehen lassen möchte, war er konsterniert.

 

Er hätte mir doch nur helfen wollen, er hätte es doch nur gut gemeint. Genau das ist das Problem. Ich habe nicht um Hilfe gebeten und die Annahme, dass ich Hilfe brauchen würde, zeigt viel eher, dass das Denken dieser Person Frauen als bemitleidenswerte Wesen betrachtete, die nicht mal selbst in der Lage wäre zu äußern, was sie wollen.

 

Genau das ist aber das Problem.

 

Mohr, Schwarz, Indianer, Mann und Frau und Exotic

„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ Shakespeare dachte wohl nicht daran, wage ich zu behaupten, dass seine Zeilen einmal eine ungewollte Doppeldeutigkeit erhalten würden, solange man sie überhaupt noch so lesen kann.

 

Auch ich (weit jenseits der 20 – hüstel) bin noch mit der Mohrenkopfsemmel aufgewachsen und habe als Kind „Cowboy und Indianer“ gespielt. Und Zeiten ändern sich, weil es Menschen gibt, die auf Unrecht hinweisen. Und das ist gut so.

Aber nur weil es gut ist, dass sich etwas ändert, was falsch ist, ist nicht alles falsch gewesen, was sich jetzt ändert.

 

Man muss schon noch die Kirche im Dorf lassen.

 

Darf man das noch so sagen? Oder werden damit Gemeinden und Städte, Moscheen und Gebetshäuser diffamiert und diskriminiert?

 

Ich selbst sehe mich als Frau, andere weniger. Damit muss ich umgehen.

Ich erinnere mich an einen Auftritt, den ich mit Perücke absolvierte. Also mehr dem Bild entsprechend, was man sich von einer Frau zurechtlegt, erhielt ich das Feedback, dass man, als ich die Bühne betreten hatte, dachte: „Ja hoi, was macht jetzt der Kerl auf der Bühne?“

 

Das Wort „exotic“ war für mich immer eine nette Umschreibung von „erotisch“. Relativ geschickt, hier einfach nur einen Buchstaben auszutauschen. Nie im Traum wäre mir eingefallen, dass sich davon jemand „diskriminiert“ fühlen könnte.

Und ich mag den Stil nicht mal. Seit einigen Jahren, nachdem man viele Jahre versucht hat, dem Pole Sport (meines Erachtens nach zu Recht) das Etikett von „Exotic“ zu nehmen, proklamieren es nun einige Damen als ihren Ausdruck des Feminismus. In Ordnung. Mir gefällt es nicht und ich verstehe auch nicht, was es mit Feminismus zu tun hat, wenn man seine Mitte in die Kamera hält. Aber wie gesagt, ich werde langsam alt.

Jetzt das Wort „exotic“ zu streichen, erscheint mir sinnlos.

 

Wer redet, diskriminiert

Mittlerweile denke ich mir, dass man sich nur noch in die Nesseln setzen kann. Ich bitte alle anderen Pflanzen, bei denen der Hautkontakt für das menschliche Wesen auch unangenehm wäre – und denke gerade an die oben erwähnten Brombeeren, möchte die Rosen und Stachelbeeren, Ambrosia und Giftefeu etc. etc. etc. nicht vergessen – um Entschuldigung. Ich möchte keine Pflanze diskriminieren.

 

Klappe halten, nicht mehr kommunizieren

Einfach gar nichts mehr sagen, vielleicht ist das die Lösung?

Aber dann könnten sich wieder Wesen von der Kommunikation ausgeschlossen fühlen und dies ist eine Form von Mobbing.

 

Hat ein Wesen da draußen eine Lösung? Ich wäre dankbar.

Kommentare

Oft gelesen

Oft gelesen