Majestätsbeleidigung
"Ich sehe da eine echte Herausforderung für unsere gesamte Demokratie entstehen." Die Behörden müssten "das Phänomen (XY)" grundlegend bewerten - nicht nur "intensiv hinschauen..." (https://www.sueddeutsche.de/bayern/corona-demo-soeder-querdenken-bewegung-1.5109236)
Vorsicht! Wer jetzt meint, dass damit die
Maßnahmen, die Verordnungen und die Einschnitte die einstmals gesicherten
Rechte gemeint wären, der irrt. Das sind Söders Aussagen zu den Protestdemonstrationen.
Ach so, dann muss ich ja nicht weiterlesen, mag sich der werte Leser/die werte
Leserin jetzt denken, es macht aber durchaus Sinn, die Medaille wieder von
beiden Seiten zu betrachten.
Demonstrationen
Ich war bisher auch auf keiner Demo. Die einen mögen sagen, weil ich ein
dummes Schlafschaf bin, die anderen mögen mich dafür loben, dass ich kein Covidiot
bin. Beide haben zum Teil Recht.
Die eine Seite
Es mag durchaus sein, dass sich auf den Demonstrationen viele Menschen
zeigen, deren Gesinnung nicht meine ist und mit denen ich nicht in einen Topf
geworfen werden will. Also vermeide ich es, mich Seite an Seite mit diesen Personen
in die Reihe derer einzuordnen, die nicht einverstanden sind. Bin ich deswegen
mit den Maßnahmen einverstanden? NEIN.
Die andere Seite
Auf der anderen Seite muss man doch auch sehen, dass den Menschen, die ihrem
Unmut Luft machen wollen, nur noch diese Möglichkeiten bleiben. Offene Briefe,
Schriftverkehr (einseitiger), wohlformulierte Kritikausübung,
Gedankenanregungen und vieles mehr werden ignoriert. Und dann nimmt
der ein oder andere eben in Kauf, dass er/sie, um sich Gehör zu verschaffen,
auf die Straße gehen muss, die am selben Tag auch von Personen benutzt wird,
die man kein zweites Mal sehen wollen würde.
Die Strandpromenade
Wenn ich äußere, dass Sonnenschein nach einer langen Regenperiode guttut
und dafür Zustimmung bekomme, frage ich dann, welche Gesinnung die Person hat,
die mir zustimmt?
Wenn ich im Urlaub am Strand liege und dies genieße, wie die Menschen neben mir auch, frage ich dann, ob diese rechtsextrem sind? Wenn ich auf ein Konzert
gehe, recherchiere ich dann vorher, ob dort vielleicht auch ein gewisser
Prozentsatz an Pädophilen ist? Nein.
Was die Menschen in diesem Moment eint ist das Für oder Wider für oder gegen
eine Sache/Aussage/Meinung/etc.
Hinkender Vergleich
Um dem Kopfschütteln einiger aufgrund der oben niedergeschriebenen Zeilen
entgegenzuwirken. Ja, ich weiß, dass der Vergleich hinkt, weil ich bei den Demos
ja (angeblich) weiß, welch „Gesindel“ sich da tummelt, weil es mir ja die
Presse erzählt. Weiß ich es deswegen wirklich? Und nehmen wir das als gegeben hin, selbst dann muss man
sich die Frage stellen: Wie verzweifelt müssen Menschen sein, wenn sie es in Kauf
nehmen weil es alternativlos erscheint?
Treppenwitz
Und irgendwie muss ich ein wenig sarkastisch schmunzeln, wenn ich mir vorstelle,
dass jetzt verfassungsmäßig überprüft werden soll, ob diese Demos und die Menschen,
die diese organisieren oder besuchen oder mitgestalten, „rechtens“ sind oder ob
man dagegen vorgehen könne. Ich möchte ja nur anführen, dass zahlreiche „Verordnungen“,
die nicht für 20000 Demonstranten gelten sondern für ein ganzes (Bundes-)Land,
ebenfalls nicht rechtens und verfassungsgemäß waren, sonst wären diese nicht in
zahlreichen Eilverfahren von unseren (zum Glück noch agierenden) Gerichten, gekippt
worden, oder?
Absolutismus und Majestätsbeleidigung
„l’état c’est moi“ – „Der Staat bin ich“ (angeblich Ludwig
der XIV im Jahr 1655, zu einem Präsidenten, der die Interessen des Staates
betonte). Korrekt und belegt ist, dass Markus (Entschuldigung, Ludwig
natürlich) keine leitenden Minister mehr bestimmte und alles selbst nach seinem
Willen gestaltete. Bleiben durften die, die ihm nach dem Mund redeten.
Absolutismus ist aber kein Synonym für Demokratie.
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