Never change a running system?

dieser Spruch ist uns allen wohlbekannt. Wie immer bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel. Etwas Bewährtes und Funktionierendes grundlos zu verändern oder zum Stillstand zu bringen, macht sicherlich wenig Sinn, Voraussetzung dafür bleibt allerdings, dass es bewährt ist und funktioniert, nicht dass es einfach schon immer so gemacht wurde und man es schlicht gewöhnt ist.

Veränderungen machen Angst


Wiederkehrende Routine kann furchtbar eintönig sein, aber auch beruhigend. Mit blinder Sicherheit und ohne den Kopf unnötig zu belasten gehen die einzelnen Schritte wie von selbst vonstatten, fast schon mit schlafwandlerischer Gelassenheit. Keine Aufregung, kein Stress, einfach nur ein Funktionieren. Wie entspannt! Dementsprechend ist es verständlich, dass Unsicherheit, wankende Schritte und Stress nicht die angestrebten Empfindungen sind, die man vorsätzlich herstellen möchte, zumal der Arbeitsalltag mit genug Neuem auf uns wartet. Somit scheint es bei einigen Personen das höchste Ziel zu sein, am besten nichts zu verändern. Gar nichts. Und zwar ganz egal, ob es funktioniert oder nicht.

Frischer Wind


Neue Vorschläge, neue Sichtweisen und frischer Wind kommen meist von Personen, die eine andere Sichtweise haben, die die Dinge anders betrachten, die neues Wissen mitbringen. Das können Personen sein, die als externer Berater dieses neue Vorgehen, diese neuen Perspektiven professionalisiert haben und es sich auch gut bezahlen lassen (ob hier immer alles funktioniert und Sinn macht, kann man dahingestellt sein lassen!).

Neue Ansätze können aber durchaus auch von Personen kommen, die gerade erst mit der Tätigkeit beginnen. Von jungen Leuten, Absolventen, Lehrlingen. Problem hier ist oftmals die mangelnde dezidierte Sichtweise beider Gruppierungen.
Junge Menschen sollen grundsätzlich eine eigene Meinung haben, das Vorgehen der älteren Generation in Frage stellen dürfen und mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen gesegnet sein, um beherzt ihren eigenen Weg gehen zu können. Dass hier manchmal der Ton nicht passt, dass Diplomatie und Empathie ebenfalls einem Lern- und Erfahrungsprozess unterworfen sind, muss allen klar sein. Hierarchisch höher stehende Personen (im Unternehmen, im sozialen Umfeld, in der Gesellschaft) haben nicht die Unfehlbarkeit gepachtet. Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem hat grundsätzlich nichts mit eigenstandener Inkompetenz zu tun oder bedeutet, dass bisher alles falsch war.

Was wird hier eigentlich in Frage gestellt?


Ist es das Vorgehen, oder der Mensch an sich? Kritik an einem "running system" kann sehr konstruktiv sein oder vorgetragen werden, oder einfach nur die Haltung "ich bin dagegen" signalisieren. Das ist auf beiden Seiten der Fall. Sich neue Vorschläge nicht anzuhören, weil man grundsätzlich nicht bereit ist zu glauben, dass neue Ansätze eventuell auch bessere Wege aufzeigen können, ist kein Zeichen Überlegenheit, sondern nur von geistig relativ beschränkter Machtausnutzung. Zeit, Zuhören und gute Argumentationslinien sollten neue Vorschläge oder das Ablehnen dieser begleiten. Warum? Diese Frage sollte von beiden Seiten beantwortet werden können, wenn es darum geht, Neues zu probieren oder abzulehnen. Gute Kritik thematisiert die Sache und ist nicht mit einer Ablehnung des ausführenden Menschen gleichzusetzen.

Wie entwickelt sich Fortschritt?


Es kann auch anders gehen. Man muss es probieren. Wertschätzung, Vertrauen, Verantwortungsübertragung lassen Menschen wachsen, geben Selbstvertrauen. Zugeschriebene Rollenkompetenz wirkt identitätsstiftend. Die Rolle der Person, die das "running system" kennt, ist es, die Risiken abzuschätzen. Weder ist es sinnvoll alles kategorisch abzulehnen, was das Bestehende in Frage stellt, nocht macht es Sinn, jeden halbüberlegten Vorschlag begeistert in die Tat umzusetzen, ohne sich der Folgen und Risiken bewusst zu sein. Das mag für den begeisterten Aktivisten auf der anderen Seite zermürbend sein, wenn man sich gefühlt wieder und wieder erklären muss, wenn man das "verkaufen" muss, was doch sonnenklar erscheint, aber dieser Prozess muss von beiden Seiten angestrebt werden.



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