Die Macht der Zahlen

 

„Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge? Sie fragen Euch: Wie alt ist er? Wie viele Brüder hat er? Wieviel wiegt er? Wieviel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie ihn zu kennen.“

Der kleine Prinz – Antoine de Saint-Exupery

 

So ist das mit Zahlen und Statistiken. Man kennt die Aussagen, man solle keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht habe oder auch, dass es drei Arten der Lüge gäbe: Die Notlüge, die gemeine Lüge und die Statistik.

Und selbst wenn es Zahlen gibt, die einen Sachverhalt belegen können, so muss es noch Personen geben, die diesen Zahlen Glauben schenken wollen. Die besten Zahlen nutzen nichts, wenn sie nicht geglaubt werden.

 

Geld auf dem Konto oder seelische Verarmung?

Geht es dir denn wirklich schlecht? Diese Frage kann guten Gewissens nur dann mit Ja beantwortet werden, wenn man „alles“ verloren hat. Nur die Personen, die keinen Job mehr haben, ihr Unternehmen aufgeben mussten und ihre Altersvorsorge aufgebraucht haben, dürfen klagen. Die anderen haben die Klappe zu halten.

Auch hier ist es zum Teil richtig und zum Teil falsch. Heimweh, Sehnsucht, Sorgen, soziale Verarmung, Einsamkeit. All das lässt sich nicht in Zahlen bemessen und lastet so schwer auf der Seele. Ja, es ist ein Jammern auf hohem Niveau, wenn man sich über diese Dinge beklagt, während man ein Dach über dem Kopf hat, der Wasserhahn frisches Trinkwasser liefert und man keinen Hunger leidet. Aber ein Leben ist doch mehr als die Befriedigung der notwendigsten Bedürfnisse. Und ich spreche nicht von Luxus, sondern von Lachen, Umarmungen, Kontakt, Austausch, Gesichter, in die man blicken darf. Von Mimik und Gestik, von Miteinander und Gemeinschaft.

 

Angst

Ich habe Angst. Wenn Menschen vor Spinnen Angst haben, so nimmt man das hin. Viele verstehen es sogar und können es nachvollziehen, weil es ihnen ähnlich geht. Die vernünftigen Argumente, dass eine Spinne mir gar nichts anhaben kann, dass es unfair ist, sie zu diffamieren und vor ihr Angst zu haben, die zählen nicht. Weil viele Menschen vor Spinnen Angst haben, wähnt man sich in guter Gemeinschaft. Wenn es vielen so geht, dann ist es nachvollziehbar und richtig. Wenn ein Mensch allerdings beispielsweise vor Marienkäfern Angst hätte, dann würde man schon etwas verständnisloser reagieren und den Menschen vielleicht auch nicht für ganz voll nehmen. Die Angst vor Marienkäfern ist dabei genauso unbegründet wie die Angst vor Spinnen, aber mit der Angst vor einem Marienkäfer ist man ziemlich allein.

Angst vor der Zukunft, Angst davor, dass es nie wieder anders wird, Angst vor der Impfung, Angst, sich NICHT impfen lassen zu können, Angst zu erkranken, Angst.
Jede Angst hat dabei ihre eigene Berechtigung. Ihrer Herr zu werden, das ist nicht einfach und wie man am oben dargestellten Beispiel sieht, richtet hier auch Vernunft zum Teil nur wenig aus.

 

Beispiele

75% sind direkt und massiv vom Lockdown betroffen und haben keinerlei sozialen Austausch mehr. 75% können im Moment ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen. 75% sind vom Bildungssektor ausgeschlossen. 25% können ihrer Arbeit noch normal nachgehen.

 

Quellen? Wer sagt das? Das stimmt doch gar nicht! Ja und nein. Die Prozentzahlen sind bezogen auf unsere Kernfamilie (2 Erwachsene, 2 erwachsene Kinder). Somit ist die Statistik in keiner Weise repräsentativ. Die Zahlen stimmen aber. Und leider wird nach der Repräsentativität sehr selten gefragt.

 

Wenn wir nicht bereit sind zu erkennen, dass das soziale Miteinander aus mehr als nur Zahlen besteht, dann werden wir das Menschliche gänzlich verlieren.

Irgendwie muss ich an den Film „Wall-E. Der Letzte räumt die Erde auf“ – denken.

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