Wissen, Glauben und Beweise
Im Winter werden die
Tage kürzer und nach der Wintersonnenwende wieder länger. Wissen wir alle.
Haben wir alle schon erlebt. Ist erforscht. Ist bewiesen. Wiederholt sich jedes
Jahr.
Wissen und Erleben
sind zweierlei paar Stiefel. Wissen und Glauben noch mal ein anderes Paar
Schuhe.
Manchmal kann man Zuspruch erleben und zweifelt dennoch. In
solchen Momenten ist Glauben notwendig. Atheisten, Nihilisten oder wie sich die
Menschen, die von sich behaupten an „gar nichts“ zu glauben, auch immer selbst
betiteln mögen, mögen das Beispiel der längeren und kürzeren Tage als Argument
für die Abwertung und Negierung von Glauben sehen, denn man muss nicht daran
glauben, dass die Tage nach der Wintersonnenwende wieder länger werden, damit
es passiert, es passiert einfach.
Gleichzeitig proklamiert man die Notwendigkeit von
Selbstvertrauen als Glauben in die eigenen Fähigkeiten und wenn es nur die
Fähigkeiten zur Weiterentwicklung sind. Auch Selbstvertrauen ist eine Art von
Glauben. Es wird geboren aus dem Nichts, es entwickelt sich, es wird genährt
und gestärkt, manchmal strapaziert oder gar zerstört. Auch dann ist es wichtig,
sich zunächst auf das zu berufen, was man schon selbst erlebt hat. Jede Person
ist schon durch schwere Zeiten gegangen, jeder empfindet dabei schwere Zeiten
subjektiv. Eine objektive Aufstellung, was als „schwer“ zu betiteln ist, was
eine Herausforderung und Strapaze für den einen oder die andere darstellt, kann
man sich sparen.
Zuspruch, Glauben und Vertrauen ohne Argumente und
Anhaltspunkte ist ein bisschen substanzlos. Einen Menschen zu trösten ohne
Argumente, ohne ihm oder ihr vorzuhalten, was er oder sie schon geschafft hat,
ist schwer. Wir halten fest an Erfahrungen, an Wissen. Wir versuchen
Gesetzmäßigkeiten zu entwickeln, was manchmal in einer Art Aberglaube endet.
Glaube funktioniert ohne Beweise, ohne Wissen, ohne
Erfahrung, auf die man sich berufen kann und dann wird es schwer. Was wir nicht
sehen können, was uns eventuell nur erzählt wird, das lehnen wir gerne ab.
Verständlich.
Allerdings manchmal ebenso unsinnig. Ich selbst habe noch
nie den Nordpol gesehen. Man erzählt mir, dass es ihn gibt, ich habe Bilder
gesehen, er ist auf den Weltkarten eingezeichnet, aber ich selbst habe ihn noch
nie gesehen (ebenso wenig wie Amerika, Kanada, Asien etc. etc. etc.). Ist es
nun Glauben oder Wissen, wenn ich die Existenz dieser Länder nicht negiere?
Für die Personalentwicklung, die Teamzusammensetzung und
auch die Erfolge im Sport, das Erreichen von Zielen etc. ist Glauben notwendig.
Je mehr wir diesen Glauben als Trainer argumentativ stützen können, je genauer
der Fahrplan ist, den wir offerieren, umso eher sind wir alle gewillt zu
glauben, aber ohne Glaube wird es definitiv nicht funktionieren.
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