Flexibilität – Die Kompetenz gegen das Altern




Offen für Neues. Neugierig. Wendig. Flink. Aufgeschlossen. Beweglich. Dehnbar. Gelenkig.

Lauter positive Eigenschaften. Die einen beziehen sich eher auf die Einstellung eines Menschen, die anderen eher auf seinen Körper. Beides setzt Training voraus.
In beiden Bereichen verlieren wir unsere Fähigkeiten, wenn wir sie nicht gebrauchen. In beiden Bereichen kostet es Überwindung und Kraft, verloren gegangene Fähigkeiten wiederherzustellen, oder auch nur die Potentiale zu entwickeln.
In beiden Bereichen kann es mit „Schmerzen“ und Missempfindungen verbunden sein, wenn wir uns „dehnen“ müssen. In beiden Bereichen versuchen wir deshalb häufig, uns davor zu drücken. In beiden Bereichen hätten wir gerne die positiven Effekte, die mit Flexibilität verbunden sind.

Flexibilität als Soft Skill

Flexibilität als Berufskompetenz beschreibt die Fähigkeit, sich anzupassen. Dabei spielt die Zeitkomponente eine wichtige Rolle. Je schneller wir uns anpassen können, je direkter wir auf eine Gegebenheit reagieren können, umso besser. Eine flexible Person ist nicht stur, steht dem Wandel aufgeschlossen gegenüber und kommt mit Veränderungen zurecht.
Die negative Seite der Flexibilität ist ein laxer Umgang mit Vorschriften, Regeln und vielleicht auch mit Loyalität. Flexibel ja, verlässlich aber bitte dennoch.

Flexibilität als Hard Skill

Sprechen wir von Flexibilität im sportlichen Bereich, beziehen wir uns eher auf die körperlichen Fähigkeiten. Füße über den Kopf, Spagat, Mittelspagat, Brücke, Bogengang, Schlangenmensch.
Auch hier tut Flexibilität gut. Auch hier kann ein zu großes Maß an Flexibilität Probleme mit sich bringen: Wenn die Muskulatur der (genetischen/ antrainierten) Biegsamkeit keinen gesunden Einhalt mehr bieten kann, dann kann es auf Dauer gefährlich für den Körper werden.

Training der Flexibilität

Beweglichkeit ist eine motorische Grundeigenschaft und Aufgeschlossenheit (geistige Flexibilität) angeboren. Wann geht sie uns verloren?

Nun körperlich betrachtet ist die Frage schnell beantwortet: Zu wenig Bewegung, zu einseitige Bewegungen, der Zwang des Stillsitzens, zu wenig Sport, kein gezieltes Training der Flexibilität plus Alterungsprozess ergibt stocksteifen Menschen.

„Das ist genetisch so! Dagegen kann ich nichts!“ – Diese Aussage kennt man. Stimmt bis zu einem gewissen Grad. Allerdings lässt sich ALLES verbessern, wenn man gewillt ist zu trainieren.

Jedes Training ist dabei ein Ausbrechen aus dem Gewohnten, setzt also schon vor der eigentlichen Übung Flexibilität (nämlich im Kopf) voraus. Flexibilität hier als Wille, sich auf Neues, Unbekanntes, Anstrengendes, vielleicht sogar Schmerzhaftes einzulassen, nicht sofort aufzugeben, es wieder und wieder zu versuchen, auch wenn man es nicht kennt und vielleicht sogar nicht sofort versteht.

Im Sport locken die Ziele und Vorteile und helfen über die Anstrengung und den Schmerz hinwegzusehen: Der Alterungsprozess wird verlangsamt, die Durchblutung verbessert, Verletzungen und Krämpfen vorgebeugt, Verspannungen gelöst, die allgemeine und sportliche Leistung verbessert.
All diese „Benefits“ locken uns und ermutigen uns.

Und wie trainiert man geistige Flexibilität?

Beginnen wir zunächst mit dem Unangenehmen. Wie im Sport auch muss man die geistige Flexibilität trainieren. Wie im Sport setzt das die Bereitschaft voraus, sich auf Neues und mitunter vielleicht sogar Schmerzhaftes einlassen zu wollen. Dabei ist nicht jeder Schmerz ein Schmerz, wir übersetzen dieses neue Gefühl häufig nur als Schmerz, weil es nicht sofort in die Kategorie „Wohlfühlzone-Faktor-Couch“ einzuordnen ist, also ist es doof und schlecht und muss weg.

Die gesunde Mischung macht’s

So wie es auch in sportlicher Hinsicht gilt, eine Hyperflexibilität zu vermeiden, so brauchen wir auch Menschen, die geistig an Werten festhalten und loyal sind. Überzeugungen und Werte sind dabei nicht mit Sturheit und Verbohrtheit gleichzusetzen. Sonst könnte ein stocksteifer Mensch, der keinen Funken Flexibilität besitzt und schon nicht mehr in der Lage ist, sich selbst die Schuhe anzuziehen, ja auch stolz auf diese „aufrechte Haltung“ sein.

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