Bindung erfordert Emotion
Die Weihnachtskarten von
Firmen mit denen Sie nie etwas zu tun hatten, oder sich schon gar nicht mehr daran
erinnern können. Die Gesprächsführung mit den auswendig gelernten Floskeln, die
sich scheinbar mitfühlend das Privatleben des Gegenübers thematisieren und
Interesse an der Person bekunden sollen. Das aufgesetzte „Du“, welches das
ganze Unternehmen als jung, dynamisch und innovativ erscheinen lassen soll. Der
Brief an die Exportabteilung des Unternehmens, welches gar keine
Exportabteilung hat, der Werbeanruf mit der Bitte, man möge doch bitte den
Geschäftsführer/ die Geschäftsführerin sprechen (ein Blick ins Impressum der
Webseite hätte gereicht, um den Namen zu wissen). Alle diese Verhaltensweisen
haben eines gemeinsam
Geheucheltes Interesse und falsche
Emotionalität.
Ziel ist die
Kundengewinnung oder Kundenbindung. Verständlich. Nachvollziehbar. In keinem
Punkt verwerflich.
Interesse ist gut, Emotionalität besser
Falsches Interesse lässt
sich nicht lange durchhalten, aufgesetzte Emotionalität enttäuscht uns. Wir
fühlen uns dann als Mensch Kunde/Kundin nicht wirklich wertgeschätzt, vielmehr
ein wenig austauschbar, wie eine Nummer.
Echte emotionale
Kundenbindung geht anders.
Emotionale
Kundenbindung bedeutet, im Kunden ehrliche und positive Gefühle des Vertrauens
und des Verstanden-Werdens zu wecken. Sie funktioniert mit Ihrer
Persönlichkeit, mit Ihrer Offenheit, ihrem Charakter, Charisma, Ihrem Charme
und Ihrer Authentizität. Herbert N. Casson, Begründer des Effizienz-Gedankens
und Autor beschäftigte sich bereits 1929 mit den weichen Fähigkeiten und
Potentialen für den Erfolg. Er schreibt in seinem Werk „Die menschliche Natur –
Jedermann fühlt“:
„Gesetze sind
stark, Gewohnheiten sind stärker. Aber beide sind eher Wirkungen als Ursachen:
beide sind durch Gefühle geschaffen. Nur solange das Gefühl hinter ihnen steht,
können Sie sich halten.“
Das
bedeutet: Nur wenn der Kunde sich bei Ihnen wohl fühlt, wird er bleiben!
Den
ersten Schritt zu einer guten emotionalen Kundenbindung müssen Sie allerdings
selbst tun und dieser ist nicht immer einfach.
Wer
fragt, der führt
Sicherlich
kennen Sie diesen Ratschlag für Verkäufer. Aber überlegen Sie sich, wie Sie
sich fühlen, wenn Ihnen eine fremde Person ständig Fragen über Ihre Wünsche und
Gedanken stellt, ohne auch nur eine Gegenleistung, einen Einblick in dessen
eigene Vorstellungen zu gewähren. Statt Vertrauen aufzubauen, fühlen Sie sich
„ausgezogen“ und ausgefragt. Ergebnis: Sie öffnen sich nicht, sie „mauern“ –
sie halten vielmehr Informationen zurück.
Quid pro Quo!
Für
jede Information, die Ihnen der Kunde geben soll, lassen Sie einen kleinen
Einblick in ihre Psyche, in Ihre Gedanken zu. Wenn Sie fragen, was der Kunde
von einer bestimmten Sache hält, sagen Sie ruhig, was Sie darüber denken. Hier
liegen die Chancen, Gemeinsamkeiten festzustellen, zusammen zu lachen.
Zeigen
Sie offen Emotionen
Sie
wählen die Schubladen in die Sie gesteckt werden. Bleiben Sie beim
Begrüßungshandschlag auf Abstand, weil Sie einen Schnupfen haben und erwähnen
dies nicht, kann Sie der Kunde in die Schublade „arrogant“ stecken. Erwähnen
Sie, dass dieses „Auf-Abstand-Bleiben“ aus reiner Rücksichtnahme passiert, ist
diese Gefahr eines Missverständnisses entschärft.
Sie
werden charismatisch. Man lernt Sie als Mensch hinter der Maske des Berufes
kennen. Charismatisch bedeutet wörtlich übersetzt „Schein, Strahlen, innere
Stimmigkeit“ – was wiederum darauf schließen lässt, dass wir nur dann wirklich
erfolgreich sind und in den Kunden die richtigen Gefühle wecken können, wenn
wir uns selbst wohl fühlen. Wir werden in Ihrer ganzen Art für den Kunden
einzigartig und somit nicht mehr austauschbar. Sie zeigen auch menschliche
Schwächen, vergleichbar mit den Dornen einer Rose. Doch wie geht man mit einer
Rose um: Vorsichtig, nicht unverschämt.
Für
dieses Vorgehen müssen Sie sich selbst kennenlernen und akzeptieren. Für echte
emotionale Kundenbindung gibt es keine vorgefertigten Checklisten, aber Sie
können Ihre eigenen entwickeln.
Die Sau rauslassen
Lassen
Sie die SAU raus – werden Sie souverän, authentisch und unkompliziert.
Leben Sie die Situationen und Herausforderungen ohne Angst vor den eigenen
Gefühlen. Gewähren Sie dem Kunden kleine Einblicke in ihre Denkweise, sprechen
Sie über ihr „Bauchgefühl“ und bleiben Sie ehrlich, positiv und menschlich.
Wenn Sie sich etwas Nettes und Schönes über den Kunden denken, dann sagen Sie
es – jederzeit. Ein ehrliches Kompliment ist das günstigste und schönste
Werbegeschenk, das Sie machen können.
Erst gießen, dann wachsen
Eine
gute Beziehung muss wachsen, aber den ersten Vertrauensvorschuss und Einblick
in Ihre Menschlichkeit sollten Sie geben, so wie der Gärtner, der auch erst den
Boden gießt, ohne zu wissen, ob das Samenkorn, das dort liegt, auch wirklich
aufgeht. Es wäre also unsinnig, nach der Devise zu leben: „Zuerst sollst Du wachsen
(Übersetzt: Zuerst soll mir der Kunde etwas abkaufen) – dann gieße ich dich
(Übersetzt: Dann bin ich offen, freundlich und menschlich)“.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen