Achtsamkeit und Beachtung


Zugegeben, zunächst wollte ich den heutigen Blogbeitrag mit „Ignoranz und Missachtung“ betiteln. In Bezug auf die Sprachhygiene und weil es immer besser ist, das Positive zu sehen, habe ich dann die gegenteiligen Begriffe gewählt. Um die lesenden Personen in die Irre zu führen, weil ich jetzt doch über Ignoranz und Missachtung schimpfen will? Ja, es wird auch über diese beiden Begriffe gehen, doch eben auch über die Wirksamkeit einer echten Sprachhygiene.

Blödsinniges Geschwafel?

Im Training versuchen wir (muskuläre) Dysbalancen zu vermeiden indem wir immer beide Seiten trainieren. Jeder Mensch kennt die dominante und die weniger gute Seite. Schnell sprechen wir dann auch von der „guten“ und der „schlechten“ Seite. Doch wenn wir über einen Sachverhalt/ einen Menschen/ eine Situation immer schlecht reden, so wird es uns schwerfallen, uns mit diesem Sachverhalt/ dieser Person/ dieser Situation in wohlwollender Weise auseinanderzusetzen, ja auch nur Zeit damit zu „vergeuden“. Warum soll ich mich um etwas kümmern, von dem ich schon von Vornherein der Meinung bin, dass es schlecht ist?

Da unsere Haltungen unsere Gedanken prägen, unsere Gedanken wiederum unser Handeln und unsere Motivation, vermeiden wir den Begriff „schlechte Seite“. Es gibt die eine und die andere Seite oder auch die Schokoladen- und Tequila-Seite.

Tequila-Seite?

Ja. Die Schokoladenseite ist die eine (die Gute – pssst!) – die Tequila-Seite ist die andere Seite, die man auch als Zitronenseite bezeichnen kann (man verzieht das Gesicht, wenn man sie trainieren soll). Da man für einen Tequila aber auch Zitronen braucht und der manchmal auch ganz lecker sein kann, nennen wir die „andere“ Seite Tequila-Seite.

Achtsamkeit, Beachtung und der Zeitfaktor

Was wir nicht brauchen, was uns keinen Vorteil verschafft, Dinge, die uns schwerfallen, denen schenken wir selten Beachtung und investieren auch keine Zeit in diese. In Zeiten in denen man mit Informationen überflutet wird, kann man dieses rigorose Vorgehen auch gut nachvollziehen.
Kann man im Sport damit argumentieren, dass ein ausbalanciertes Training wichtig ist, um Fehlhaltungen und Dysbalancen vorzubeugen, so fällt uns im Business-Zwischenmenschlichen-Bereich nicht so schnell ein Argument ein.

Eliminiere, was Du nicht brauchst

Richtig. Ballast entfernen, sich von dem trennen, was einem nicht nützt, was man nicht verfolgen will, was für einen selbst keinen Wert hat. Das ist auch mit Kontakten so und muss nicht immer etwas mit Ablehnung zu tun haben.
Ein Mindestmaß an Beachtung und Achtsamkeit (Respekt, Anstand) sollte aber auch hier vorhanden sein.
Zugegeben, ich hasse es, wenn man einfach ignoriert wird. Nicht jedes Angebot ist für jeden wichtig, aber eine kurze Rückmeldung, dafür sollte Zeit sein.

Seltsame Blüten

Sonst bringt vor allem der Umgang mit sozialen Medien seltsame Blüten hervor. Da werden Freundschaftsanfragen gestellt (von vollkommen unbekannten Personen) und auf die Frage, wo denn die Gemeinsamkeiten liegen würden, bzw. dass man private Kontakte nur bestätigen würde, wenn man die Person auch kennen würde, wenn es sich allerdings um Geschäftliches handeln würde, der Person vorschlage, den Seiten zu folgen, mit „Fuck you“ geantwortet.
Da werden Freundschaftsanfragen von Personen gestellt, die man tatsächlich persönlich kennengelernt hat und die man dann auch bestätigt. Prima! Danach wird man ignoriert. Keine einzige Frage wird beantwortet, wohl aber wird man mit Wahlkampfwerbung behelligt.

Privat und Geschäftlich

Für die Ausgeglichenheit im Umgang auch mit sozialen Medien hilft es manchmal sich an Telefonbücher zu erinnern.
Ja, da steht die Person X, die ihres Zeichens ein „hohes Tier“ bei einer großen Firma ist, zu der man gerne Kontakt haben würde, vielleicht auch mit der privaten Telefonnummer im Telefonbuch (stand). Dennoch würde man sie wohl kaum zu Hause anrufen, um dann in den Hörer das Wort „Freundschaft?“ zu säuseln und auf Nachfragen einfach zu schweigen, oder?

Wir wollen Beachtung, uns selbst verwirklichen, Likes generieren, Followerzahlen ansteigen lassen und sehen dies alles als Währung unserer persönlichen Bedeutung?
Vergessen wir dabei nicht die „andere“ Seite, auch dieser Seite, die wir vielleicht gar nicht so mögen, zumindest hin und wieder Beachtung zu schenken, damit wir keine Dysbalancen entwickeln.


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