Den See überqueren
Wenn man die Aufgabe bekommt in einer Gruppe ein absolut unbekanntes Gewässer, welches noch nie jemand zuvor erforscht hat, sicher zu überqueren, so bereitet man sich vor. Der See ist riesig, die Aufgabe lautet, ans andere Ufer zu kommen, es gibt keine Inseln und keine Möglichkeit mal eben „rechts ranzufahren“. Was würde man tun?
Vorbereitungen treffen
Zunächst würde man sich überlegen, wie man die zu betreuende Gemeinschaft im Blick behalten kann, ihre Kräfte nicht überstrapaziert und durch die Methode der Fortbewegung bereits größtmögliche Sicherheit gewährleisten kann. Man würde also nicht jeden alleine schwimmen lassen, sondern sich für ein Boot entscheiden.
Dann würde man Proviant einpacken, Ferngläser, Trinkwasser. Um die Sicherheit der Gemeinschaft zu erhöhen, würde man diese verpflichten, Schwimmwesten zu tragen, würde Rettungsringe mitnehmen und noch so einiges mehr. Die Zusatzmaterialien dürften natürlich das Boot nicht überlasten, also wäre auch hier im Vorfeld immer eine Kosten-Nutzen-Analyse zu betreiben, während man dennoch ständig das Worst-Case-Szenario vor Augen hätte (alle Mitglieder der Gemeinschaft bekommen einen Sonnenstich, jedem wird schlecht, keiner hat mehr Kraft zum Rudern, die Segel des Boots gehen kaputt, es herrscht Flaute usw. usw. usw.)
Schon bei den Vorbereitungen müssten sich die Ängstlichen von den Furchtlosen sagen lassen, dass sie viel zu verkrampft mit der Situation umgehen würden, aber weder die Furchtlosen noch die Ängstlichen könnten genau sagen, was auf sie zukäme.
Auf dem See
Erst auf dem Weg stellt sich heraus, welche Vorbereitungen sinnvoll waren und welche man sich hätte sparen können. Einige Vorbereitungen (Trinkwasser) wären dabei nicht verhandelbar, bei anderen würde man eventuell feststellen, dass sie unnötig waren (während der ganzen Zeit herrschte bedecktes Wetter, es bestand nie die Gefahr einen Sonnenstich zu bekommen).
Den See erforschen
Während der Überfahrt möchte man natürlich mehr über den unbekannten See, den man überqueren muss, erfahren. Auch hierfür wurden Vorkehrungen getroffen, um beispielsweise die Wassertiefe zu messen.
Und man misst die Wassertiefe und stellt fest, dass diese auch 1-2km vom Ufer entfernt nur ca. 80cm beträgt. Die ersten wollen ihre Schwimmwesten ablegen, schließlich besteht bei 80cm Wassertiefe ja wohl keine Gefahr für die Gruppe, die sich aus geübten Schwimmern zusammensetzt. Die Ängstlichen mahnen, dass man nicht wissen könne, ob der See auch 200m weiter so flach bleiben würde, die Furchtlosen rollen mit den Augen.
Die Furchtlosen sehen in der weiteren Messung der Wassertiefe keinen Sinn, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der See auch im weiteren Verlauf flach bleiben würde, sei ja hoch. Die Ängstlichen bestehen darauf, weiter zu prüfen.
Auf beengtem Raum zusammensitzend, fängt man langsam an, sich zudem auf die Nerven zu gehen, die psychischen Belastungen nehmen zu und man muss feststellen, dass man hierfür kein „Mittelchen“ im 1. Hilfe Koffer hat.
Angekommen
Doch endlich ist man angekommen. Alle haben es an das andere Ufer geschafft. Tatsächlich hat man feststellen können, dass der gesamte See nie tiefer als 80cm war und zudem aus feinstem und klarem Trinkwasser bestand.
Dennoch macht es nun zunächst einmal keinen Sinn, darüber zu diskutieren, ob man sich das eine oder andere hätte sparen können und woran man vielleicht nicht gedacht hat, denn man ist ja angekommen.
Die Notwendigkeit, sich über die Erfahrungen auszutauschen, besteht dann, wenn man sich auf den Rückweg machen muss.
Der Rückweg
Erst bei der Vorbereitung des Rückwegs oder auf dem selbigen, zeigt sich, ob man aus den Erfahrungen der neuen Situation für die Zukunft gelernt hat.
Das Boot erneut mit Unmengen von Trinkwasser zu beschweren, wäre vielleicht unsinnig.
Auch könnte man sich Gedanken machen, ob die Schwimmwesten für geübte Schwimmer bei einer nachgewiesenen Wassertiefe von 80cm sinnvoll wären.
Dumm wäre es aber auch, auf die Medikamente gegen Sonnenstich zu verzichten, nur weil bei der ersten Überfahrt das Wetter schlecht war.
Bei einer umsichtigen Planung würde man berücksichtigen, dass die psychischen Belastungen wieder auftreten können und hier Vorkehrungen treffen.
Erkenntnisse gewinnen
Den „ängstlichen“ Planern der ersten Überfahrt kann man auch nach geglücktem Unterfangen keinen Vorwurf machen. Woher hätten sie es denn besser wissen sollen?
Dumm wäre nur, die gewonnenen Erkenntnisse nicht zu nutzen und sie NICHT in die Planung der Rückfahrt miteinfließen zu lassen.
Ein Fehler ist kein Fehler, so lange man ihn nicht zweimal macht!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen