Klangschalen müssen nicht sein

 

Klangschalen müssen nicht sein - Blog, Nadine Rebel

Ein gutes Workout trainiert Körper und Geist. Ohne Willen, ohne Einstellung, ohne Kommunikation zwischen Kopf und Körper bleiben die Erfolge klein oder aus. Sinnlich wahrnehmen. Zulassen. Hineinspüren. Atmen. All diese Punkte, die in jedem Fall ein gutes Training komplettieren können, sind essenzielle Bestandteile des Yoga. Wie weit man sich in die Gedankenwelt und in die Esoterik begibt oder entführen lassen möchte, das bleibt jeder Person selbst überlassen. Fakt ist: Wenn sich eine Trainingsgestaltung nicht passend anfühlt, dann ist sie nicht richtig. Und für den einen fängt das eben schon bei zu vielen esoterischen Elementen an. Dennoch bedeutet das nicht, dass Yoga nichts für die Person wäre. Anlässlich des internationalen Yoga-Tags am 21. Juni 

 

Yoga-Workshops

In jeder Sportart werden Workshops angeboten. Spezielle Themen, bekannte Trainer, neue Orte. Was es auch immer ist, was eine Person zur Teilnahme bewegt, Workshops sind immer ein Zugewinn – manchmal auch nur an Erfahrung. Wie im Pole-Sport und beim Aerial Hoop habe ich in der Vergangenheit schon an so manchen Workshops teilgenommen. Tatsächlich praktiziere ich Yoga länger als Pole Dance oder Aerial Hoop.

Die Bandbreite der Erfahrungen kenne ich.

 

Wie wunderbar

Es gibt einige Workshops, an die erinnere ich mich heute noch. Weil sie so gut waren, oder leider das Gegenteil. Es gab Workshops, die haben mir einfach „gepasst“. Es ist immer Geschmackssache, was einer Person liegt und was nicht. Es ist demnach nie ein Urteil, wenn man für sich feststellt, dass einem diese Art der Lehre nicht taugt. So wie man sich ja auch keine Gedanken darüber machen würde, wenn man Schuhe in der falschen Größe vor sich stehen hat. Passen halt nicht. Punkt. Da muss man kein Fass aufmachen.

 

Und es gab Workshops, von denen ich heute noch profitiere. Es waren meist die Workshops, in welchen es der Trainer/die Trainerin geschafft hat, mich ganzheitlich anzusprechen. Es war die gelungene Mischung aus Stimmung, sportlichem Training, Respekt und Gedankenimpulsen.

 

Ich muss hier raus

Und es gab Workshops, bei denen ich nach 20 Minuten verzweifelt nach einem Ausweg gesucht habe. Natürlich steht es mir frei, einfach aufzustehen, in ruhiger Art und Weise zu sagen, dass ich hier verkehrt bin, weil ich mich nicht wohlfühle und zu gehen. Irgendwie bin ich dafür zu zögerlich und zaghaft und möchte auch niemanden vor den Kopf stoßen.

 

Es waren meist die Workshops, in welchen ein Aspekt gegenüber den anderen die Oberhand gewann. Tatsächlich muss ich gestehen, dass ich mit einem stärkeren Fokus auf den sportlichen Aspekt besser zurechtkomme als mit einem Hauptfokus, der auf der Esoterik liegt.

 

„Schön, dass ihr alle hier seid. Ich sende Euch Liebe und möchte Euch bitten, euch zur Begrüßung alle in den Arm zu nehmen.“

 

NEIN! Liebe ist ja schön und eine gute Stimmung auch, aber ich WILL jetzt (noch) niemanden in den Arm nehmen und ich bin doch gerade erst angekommen.

 

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Mir ist erneut wichtig zu betonen, dass es sich hier um Fragen des Geschmacks handelt. Diese Art der Gestaltung ist nicht falsch. Im Yoga schon gleich 3 mal nicht, da hier alles erlaubt ist und man frei und ohne Bewertung an die Dinge herangehen sollte, was ich sehr begrüße.

 

Die von Räucherstäbchen geschwängerte Luft, in der man nur noch Patchouli wahrnimmt, die Meditationsklänge, die immer gleich klingen, die übersanften Stimmen der Personen, die alles mit Liebe tränken, gefragt oder ungefragt, die „Touch“-Stimmung, alles mit Körperberührungen untermalen zu müssen, die gelben Meditationskerzen und der verbal mahnende Zeigefinger, man müsse das alles zulassen, um dann womöglich noch Sanskrit-Gesänge anzustimmen.

 

Mein Geschmack ist das nicht und ich muss dann raus.

Das ist okay und Geschmackssache. So wie es hunderte, ja tausende unterschiedlicher Blumen gibt, so gibt es auch unterschiedliche Yoga-Stile und jeder ist richtig.

 

3x A – begleitet mich bis heute

Und es gibt Workshops, die entsprechen eben genau meinem persönlichen Geschmack. Ich erinnere mich an einen 4stündigen Yoga-Workshop ziemlich zu Beginn meiner Yogi-Reise.

4 Stunden sind ja schon lang. Na, wir werden bestimmt Pausen machen. Da gibt es dann bestimmt eine Mittagspause. Man muss ja auch mal was essen

 

Muss man nicht. Wenn man sich komplett auf die Körper- und Geisteserfahrung einlässt und die Mischung passt, vergehen auch 4 Stunden wie im Flug. Der Körper und der Geist sind vollkommen gefangen, vollkommen im Hier und Jetzt, vollkommen konzentriert.

Wow. Das geht tatsächlich.

 

Und dabei kam der „westliche“ Aspekt nicht mal zu kurz. Die Sprache war unkompliziert und normal, wir haben gelacht und gescherzt, ja sogar mal geflucht, wenn etwas nicht sofort klappen wollte.

So nebenbei gab der Trainer uns noch 3 As mit. Passend für fast jeden Bereich in unserem Leben in welchem wir weiterkommen möchten und somit bestimmt nicht ursprünglich von dem Yogi des Workshops, aber das hat er auch nicht behauptet.

 

Attitude – Alignment - Action

Einen Weg gehen, ein Ziel erreichen, sich verändern und vorankommen geht nur mit der richtigen Einstellung (attitude), der richtigen Anleitung (alignment) und der Tat (action).

Fehlt nur eines, werden wir viele unserer Ressourcen aufbrauchen, ohne voranzukommen.

 

Einstellung und Anleitung ohne Aktion – ist ja klar, dass dabei nichts rauskommt.

Das war auch so gut, das war einer der Punkte, die mich komplett abgeholt haben. Eben weil es nicht darum ging, sich einfach nur im Lotus-Sitz auf dem Boden einzufinden und darauf zu hoffen, dass das Universum schon alles für mich bereithalten würde.

 

Einstellung und Aktion ohne jemanden, der mir sagt, wie es richtig geht? Diese Erfahrungen haben schon alle Personen gemacht, die gemeint haben, sie könnten ohne Trainer trainieren.

 

Anleitung und Tun, ohne dass ich wirklich Lust darauf habe: Auch das ist zum Scheitern verurteilt.

 

Diese Verbindung zeigt deutlich, dass Körper und Geist ein Team sind. Manchmal arbeiten sie perfekt zusammen, manchmal sind ein paar Teambuilding-Maßnahmen notwendig.

 

Jetzt bekomme ich langsam ein Gefühl, was Yoga sein kann

Und so habe ich den Yoga-Stil gefunden, den ich als Trainerin praktiziere. Dieser gefällt auch nicht jeder Person. Das ist okay.

Umso mehr freue ich mich natürlich, wenn Personen länger dabeibleiben, sich auf die Reise einlassen und die Erfahrungen zulassen.

Und ganz toll ist es dann, wenn man ein Feedback bekommt, welches zeigt, dass man es geschafft hat, eine Stimmung, eine Atmosphäre, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die ganzheitliche Erfahrungen zulassen. Eine Teilnehmerin sagte mir nach einer der letzten Yoga-Stunden: „Jetzt bekomme ich eine Ahnung, was Yoga alles noch sein kann – neben dem sportlichen Training. Heute hatte ich das Gefühl, dass mein Geist und mein Körper gemeinsam gearbeitet haben und auch das mit der Atmung hat geklappt und mir geholfen“

 

Ruhe? Fehlanzeige – ich werde eher aggressiv

Diese Ruhe, diese Forderung sich auf sich selbst, seinen Geist, seine Gedanken, seinen Atem und die Erfahrungen, die damit verbunden sind, einzulassen, das ist nicht für jede Person etwas.

Es gibt Personen, die werden von Yoga eher aggressiv. Der Körper schmerzt, die Bewegung, die der Trainer vormacht, scheint unmenschlich, der Geist kämpft und ist überhaupt nicht „amused“ darüber, was sein Besitzer vom Körper verlangt. Die Stimmen fragen den Körper, ob er jetzt komplett durchdreht und währenddessen soll man ruhig atmen, den Atem dorthin schicken, wo es „weh“ tut, das Ganze zulassen und es achtsam wahrnehmen.

 

Nein Danke, wenn ich mich ärgern möchte, kann ich auch mein Auto im absoluten Halteverbot parken und zulassen, was passiert.

 

Auch das ist okay und auch irgendwie verständlich und lustig, oder?

Nicht alles ist für jeden etwas. Punkt. Auch das muss man „zulassen“, selbst wenn man Yoga so gerne weitertragen würde.

 

Selbstbewusst eigene Entscheidungen treffen

Insofern kann tatsächlich sogar eine wie oben beschriebene Erfahrung dazu beitragen, ein Stück weit Persönlichkeitsentwicklung zu betreiben. Es ist auch wichtig zu wissen, was man nicht möchte und dafür einstehen zu können.

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