Unsinnige Feedbackregeln

  • Feedback muss man stehen lassen
  • Kritik ist eine Möglichkeit des Wachstums
  • Der Feedbackgeber macht ein Geschenk
  • Für Kritik sollte man sich bedanken....
Diese Feedbackregeln sind allgemein bekannt. In unzähligen Kommunikations- und Teamseminaren werden diese so proklamiert.

Die Erfahrung lehrt: Sie funktionieren nicht.
Je eher wir uns dessen bewusst werden, umso eher können wir realistisch mit Kommunikation, Feedback und den Teammitgliedern umgehen. Als Mitglied des Teams, aber auch als Führungskraft.

Feedback muss man stehen lassen
Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich an diese Regel halten, obwohl sie gerne ein paar erklärende Worte abgeben würden, obwohl sie das Missverständnis, auf welchem das gegebene Feedback eventuell beruht, einfach aus der Welt schaffen wollen würden? Gut? Mit Sicherheit nicht.
Dann ist Feedback wie eine Strafe, die man erdulden muss.

Kritik ist eine Möglichkeit des Wachstums
Selbst wenn wir von wohlwollender und konstruktiver Kritik ausgehen, so bleibt doch ein Punkt bestehen: Was man gemacht hat, war nicht perfekt. Natürlich hat man die Chance daran zu wachsen.
Allein diese Möglichkeit zu erkennen, benötigt Zeit. Zeit ist relativ und so benötigt eine Person vielleicht nur Minuten, um festzustellen, dass die Ratschläge und die konstruktive Kritik berechtigt waren und einem tatsächlich die Möglichkeit geben, es beim nächsten Mal besser zu machen. Eine andere Person mag Tage oder Monate benötigen, um das Feedback hin- und herzuwälzen, es von allen Seiten zu betrachten und dann zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass es wertvoll war.

Fakt bleibt, dass keine Person sich sofort darüber freut, wenn sie kritisiert wird. Eine normale und authentische Reaktion ist die Ablehnung. Ablehnung der Kritik und Ablehnung der Person.
Erst wenn man sich dessen bewusst ist und keine falschen Erwartungen an sich und andere stellt, kann man authentisch und überzeugend agieren, reagieren, kommunizieren und auftreten.

Der Feedbackgeber macht ein Geschenk
Der Apfel, den Schneewittchen von der bösen Königin bekam, war auch ein Geschenk. Die Person, die Feedback erhält, darf also mit gutem Gewissen dieses Geschenk auch ein wenig misstrauisch betrachten, das Geschenk untersuchen und sich fragen, was sie mit dem Geschenk anfangen will - ob sie überhaupt etwas mit dem Geschenk anfangen kann. Nicht jedes noch so gut gemeinte Feedback ist auch tatsächlich wertvoll.

Für Kritik sollte man sich bedanken
Auf alle Fälle. Wenn man mit dieser Kritik die Möglichkeit bekommt, zu wachsen. Der Dank kann erst dann von Herzen und überzeugend erfolgen, wenn man die oben beschriebenen Schritte durchlaufen hat. Und somit ist es ganz normal und absolut verständlich, dass eine wohlformulierte Aussage gemäß allen Regeln der Feedbackkunst in welcher man sich fast schon überschwenglich für die Kritik bedankt, selten authentisch als vielmehr auswendig gelernt und aufgesetzt wirkt.

Realistische Erwartungen an die Kommunikation
Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass auch das beste Kommunikations-, Team- und Konfliktmanagement-Seminar an diesen Sachverhalten nichts ändern wird, dann können wir auf allen Seiten mit realistischen Erwartungen an unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und an die Kommuniaktion zwischen Menschen herantreten.




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